Lorenzo war ein besonderer und einzigartiger Junge. Er war jemand, der einem die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen lehrte. 

Häufig begleiten und unterrichten wir Kinder und Jugendliche in der Hammerwaldschule, die mehr Unterstützung von außen benötigen, um am Leben und am Schulgeschehen teilnehmen zu können. Kinder, deren Immunsystem weniger stark ist, welche Hilfe bei der Nahrungsaufnahme brauchen, nicht sprechen oder laufen können. Das ist die Aufgabe: mit diesen Menschen gemeinsam die Barrieren aus dem Weg zu räumen und ihnen zu helfen, diese selbst zu überwinden. Und immer bedeutet dies auch eine Chance für uns, für jeden MitarbeiterIn, für jeden SchülerIn, für jeden Menschen, der ihnen begegnet: die Chance, sich auf andere Perspektiven einzulassen, auf dem gemeinsamen Weg achtsamer zu werden.  

 

Das bedeutete bei Lorenzo ganz genau hinzuhören, wie der Atem geht, Lachen, Grimassen und Laute wahrzunehmen und einzuordnen, seinen Muskeltonus zu spüren, sich auf seiner Ebene der Kommunikation zu begegnen und ihn immer wieder in die eigene Welt einzuladen. Manch einer, der Lorenzo begegnete war besonders vorsichtig, fasste ihn mit Samthandschuhen an und dann zeigte er einem immer wieder, dass er viel mehr Freude daran hatte, wenn ihn ein Mitschüler freundschaftlich auf den Arm klopfte, er mittendrin statt nur dabei war. 

 

Lieber Lorenzo, es war immer toll, dich zu erleben, wie du lachen konntest, wenn wir Musik im Unterricht machten, wie sehr du es genossen hast, im größten Tohuwabohu in der Klasse integriert zu sein oder du dich beschwert hast, wenn die Sonne zu hell ins Gesicht schien oder es zu still um dich herum wurde. Manch ein/e Lehrer/in wird mit einem Lächeln daran zurückdenken, wie du dich amüsiert hast, als du unter Ächzen und Schwitzen, getragen wurdest. 

 

Lorenzo wurde von seinen MitschülerInnen und den Erwachsenen sehr gemocht und war in seinem Wesen in die Schul- und Klassengemeinschaft integriert.  Zuletzt war er gesundheitlich angeschlagen und konnte auch aufgrund der pandemischen Situation nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen. 

 

Aber egal wie viel Zeit zwischen heute und Deinem letzten Schultag liegt, werden dich alle die Dir begegnet sind, nicht vergessen. Du hast einen Teil Deines Weges mit uns geteilt und uns bereichert. Dafür danken wir Dir, ganz egal wo Du jetzt bist. 

 

Text: K. Happel